Familienorganisationen zum Familiengipfel: Eine familienbewusste Arbeitswelt braucht mehr als flexible Arbeitszeiten
Berlin, 12.3.2013. Zum heutigen Familiengipfel der Bundesregierung weist die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Familienorganisationen darauf hin, dass zur Verwirklichung einer familienbewussten Arbeitswelt noch viel zu tun bleibt. Nach wie vor klagen Mütter und Väter über mangelnde Vereinbarkeit. Es fehlt an Rücksicht auf die Lebenswirklichkeit von Familien, an bedarfsdeckender Kinderbetreuung, und an Mitbestimmung. Flexible Arbeitszeiten allein sind deshalb keine Lösung, notwendig ist eine andere Unternehmenskultur und gute rechtliche Rahmenbedingungen.
"Die Erwartungen von Familien und Unternehmen liegen oft weit auseinander. Viele Arbeitgeber preisen ihre flexiblen Arbeitszeiten, Gleitzeitmodelle und mobilen Arbeitsmöglichkeiten und übersehen dabei, dass mehr Flexibilität nicht automatisch auch mehr Familienfreundlichkeit bedeutet. Was Familien vor allem brauchen, ist eine veränderte Unternehmenskultur, die familiäre Verantwortung nicht als Störfaktor sondern als Bereicherung betrachtet", erklärt der Vorsitzende der AGF, Dr. Klaus Zeh, mit Blick auf die Unternehmen. "Hinter flexiblen Arbeitszeitmodellen verbirgt sich allzu oft die Erwartung nach möglichst großer Verfügbarkeit - und eben nicht die größere Mitbestimmung bei Lage und Ort der Arbeitszeit, die für Familien so wichtig ist."
Doch viel zu oft wird Arbeitsleistung noch an der Dauer der Anwesenheit gemessen. Zusammen mit einer lückenhaften Betreuungssituation lässt dies Beschäftigte mit Familienverantwortung trotz hohen persönlichen Einsatzes schnell auf ein berufliches Abstellgleis geraten, insbesondere bei Teilzeittätigkeiten. Doch immer mehr Mütter und Väter sind mit ihrem jeweiligen Arbeitsumfang unzufrieden und wünschen sich mehr Mitsprache bei Dauer und Lage der Arbeitszeit.
"Gefragt sind viele Akteure", so Dr. Zeh. "Die Charta für familienfreundliche Arbeitszeiten oder das Netzwerk "Erfolgsfaktor Familie" sind ein guter Anfang, dürfen aber nicht gleichzeitig Ende der Fahnenstange sein. Für echte Erfolge braucht es auch ergänzende politische Maßnahmen und rechtliche Rahmenbedingungen", schlägt der Vorsitzende der AGF vor. "Angebote zur Vereinbarkeit dürfen nicht vom Engagement einzelner Arbeitgeber abhängen oder vom Fachkräftemangel in bestimmten Branchen. Eine familienbewusste Arbeitswelt muss gewollt und unterstützt werden. Dazu gehören auch gesetzgeberische Maßnahmen, etwa für einen leichteren Wechsel zwischen Voll- und Teilzeittätigkeit. Maßnahmen für Familienfreundlichkeit sollten auch ruhig einmal Diskussionsstoff bei den Tarifverhandlungen sein".