Ehegattensplitting: Kinder statt Trauschein fördern
Berlin, 27. 6. 2013. Die gesellschaftliche und rechtliche Gleichstellung homosexueller Paare ist richtig und überfällig. Der Verband alleinerziehender Mütter und Väter e.V. (VAMV) begrüßt deshalb das Anliegen des Gesetzesentwurfes zur Ausweitung des Ehegattensplittings auf eingetragene Lebenspartnerschaften, der heute im Bundestag beraten wird. Gleichzeitig kritisiert der VAMV das Ehegattensplitting mit Blick auf den gesellschaftlichen Wandel als nicht mehr zeitgemäß.
"Das Ehegattensplitting fördert einseitig den Trauschein und das Alleinverdienermodell", bemängelt Edith Schwab, Bundesvorsitzende des VAMV. Als das Splitting in den 50er Jahren eingeführt wurde, war es als Familienförderung gedacht. Heute benachteiligt es indirekt Alleinerziehende und unverheiratete Eltern. "Alleinerziehende sehen ihre Erziehungsleistung missachtet und fühlen sich in der Steuerklasse II finanziell benachteiligt", so Schwab. Der Entlastungseffekt für Alleinerziehende beträgt maximal 564 Euro pro Jahr, beim Ehegattensplitting bis zu 15.000 Euro pro Jahr.
Zudem steht das Ehegattensplitting in Kombination mit der beitragsfreien Mitversicherung und Minijobs Wünschen nach einer partnerschaftlichen Arbeitsteilung zwischen Frauen und Männern im Weg. "Das Splitting fördert eine riskante Arbeitsteilung, die für Frauen im Falle einer Scheidung zum Bumerang wird. Denn beim Unterhaltsrecht hat der Gesetzgeber das Leitbild der lebenslang gültigen Versorgerehe bereits ad acta gelegt und fordert finanzielle Eigenverantwortung von Alleinerziehenden", erläutert Schwab.
"Alleinerziehende brauchen einen roten Faden in der Familienpolitik statt widersprüchlicher Anreize", unterstreicht Schwab. Der VAMV fordert, das Ehegattensplitting durch eine Individualbesteuerung mit übertragbaren Grundfreibeträgen zu ersetzen und die Förderung von Familien durch eine Kindergrundsicherung zu gewährleisten.
"Alleinerziehende dürfen nicht länger in der Steuerklasse II abgespeist werden", fordert Schwab. "Kurzfristig hilft eine deutliche Anhebung der Steuerklasse II."
Der Verband alleinerziehender Mütter und Väter e.V. (VAMV) vertritt seit 1967 die Interessen der heute 2,6 Millionen Alleinerziehenden. Der VAMV fordert die Anerkennung von Einelternfamilien als gleichberechtigte Lebensform und entsprechende gesellschaftliche Rahmenbedingungen. Er tritt für eine verantwortungsvolle gemeinsame Elternschaft auch nach Trennung und Scheidung ein.