Pflege als gesellschaftliche Aufgabe gestalten.
Eckpunkte für eine geschlechtergerechte Pflege aus der Sicht von Alleinerziehenden
Berlin, 14. Oktober 2011. Immer mehr Menschen werden in Zukunft pflegebedürftig sein. Aber immer weniger Angehörige werden die Pflege übernehmen (können). Denn die Kombination aus demographischen Wandel, Multilokalität von Familienmitgliedern in der modernen Arbeitswelt sowie steigender Frauenerwerbsquoten lässt erwarten, dass in Zukunft weniger Angehörige private Pflegearbeit leisten werden. Das heißt: Das Pflegesystem in seiner derzeitigen Ausgestaltung ist nicht zukunftssicher.
Auch für Alleinerziehende als Familienernährer/innen ist das derzeitige Pflegesystem problematisch, da es private, unbezahlte Pflegearbeit voraussetzt. Es ist anzunehmen, dass das ohnehin erhöhte Armutsrisiko Alleinerziehender durch die Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger weiter steigt. Die Übernahme von Pflegeverantwortung führt zu einer weiteren Verschärfung der Vereinbarkeitsproblematik. Diese stellt für Alleinerziehende eine höhere Hürde dar als für Eltern in Paarfamilien, da sie alleine den Alltag bewältigen müssen. Zudem sind Alleinerziehende als Familienernährer/innen auf das eigene Erwerbseinkommen angewiesen, um für sich und ihre Kinder die Existenz zu sichern. Auch Effekte auf die eigene soziale Absicherung sind für Alleinerziehende und deren eigenständige Existenzsicherung über den gesamten Lebensverlauf von besonderer Bedeutung.
Der Verband alleinerziehender Mütter und Väter wirft in seinem Positionspapier "Pflege als gesellschaftliche Aufgabe gestalten: Eckpunkte für eine geschlechtergerechte Pflege aus der Sicht von Alleinerziehenden" einen grundlegenden Blick auf das derzeitige Pflegesystem. Reformansätze müssen eine Geschlechterperspektive berücksichtigen, um Zukunftsantworten geben zu können.